Tipps zur Weiterbildung

Wie kein anderes Fachgebiet der Medizin fordert die Chirurgie eine besonders intensive Beziehung zu den ihr anvertrauten Patienten. Ärztliches Handeln impliziert hier neben allem theoretischen Fachwissen eben auch die Beherrschung manueller Fertigkeiten. Diese zu erlernen erfordert intensives Mentoring sowie praktisches Üben.

Die Weiterbildungsbücher für das Gebiet Chirurgie erleichtern die Strukturierung und Dokumentation des gesamten Weiterbildungsganges. Es gibt sie für Basischirurgie und die 8 chirurgischen Facharztqualifikationen. Sie enthalten alle Anforderungen und OP-Kataloge und geben Tipps zur Gestaltung von Weiterbildungsgesprächen. Das vom BDC entwickelte Logbuch kann hier bestellt werden.

Mit Umsetzung der neuen Musterweiterbidlungsordnung 2018 soll die Dokumentation des Weiterbildungsganges zukünftig in Form eines bundesweit einheitlichen, elektronischen Logbuchs (eLogbuch) möglich sein.

Mindestens jährlich (besser halbjährlich) sollte Dein Chefarzt/Deine Chefärztin mit Dir eine Art Weiterbildungsgespräch führen.

Die Inhalte sind im Grunde frei wählbar. Eine Orientierungshilfe kann das vom BDC entwickelte Logbuch geben. In diesen Gesprächen sollen Stärken, Schwächen und individuelle Entwicklungstendenzen ehrlich erörtert werden. Beide Seiten sollten von diesem Gespräch profitieren können.

Die täglichen Indikationskonferenzen sind in der Weiterbildungsordnung verbindlich vorgeschrieben. Es handelt sich dabei um sogenannte Vorbereitungskonferenzen, welche entweder am Vortag (Nachmittagsbesprechung) oder am Tage der Operation (Vormittagsbesprechung) erfolgen sollten. Es werden alle Operationen, die am nächsten Tag erfolgen hinsichtlich der Indikation, OP-Verfahren, möglicher Alternativen und patientenspezifischer Besonderheiten diskutiert. Idealerweise stellt der Operateur seinen Patienten selber vor.

Die sogenannten M&M-Konferenzen (auch Morbiditäts- und Mortalitätskonferenzen genannt) erörtern alle Todesfälle unmittelbar nach operativen Eingriffen, alle potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen, Komplikationen, die klinikintern gehäuft auftreten sowie schwierige und komplizierte Verläufe.

Idealerweise erfolgt eine solche Erörterung prozessorientiert: Wie war die klinische Situation? > Was ist passiert? > Wie hat man reagiert? > Wie kann man in Zukunft diese Komplikation verhindern?
Ein kleiner JournalClub kann diese Konferenzen sinnvoll ergänzen.

Die Einteilung im OP ist immer wieder ein heikles Thema. Die Weiterbildungsordnungen geben lediglich Mindestmengen an selbstständig durchzuführenden Operationen vor. Eine zeitlich sinnvolle Abfolge welche Operationen in welchem Weiterbildungsabschnitt durchzuführen sind existiert dagegen nicht.

Die Einteilungen zu Operationen sollte im Idealfall transparent und gerecht erfolgen. Dies gelingt den Protagonisten nicht immer. Jeden Tag steht nur eine begrenzte Anzahl an Eingriffen zur Verfügung. Dem gegenüber steht eine große Anzahl an potenziellen Operateurinnen und Operateuren.

Sind Teilschritte möglich?

Fordere Operationen ein. Frage, ob Du einzelne Prozeduren/OP-Teilschritte (Eröffnung des Abdomens, Clippen von Gefäßen, manuelle Repositionen von Frakturen usw.) ausführen darfst. Habe Geduld. Sei nicht allzu enttäuscht, wenn Du einmal nicht berücksichtigt wurdest.

Die Fachartzweiterbildung erfolgt an Universitätskliniken bzw. ärztlichen Versorgungseinrichtungen mit entsprechender Weiterbildungsbefugnis. Zur Beantragung einer solchen Befugnis ist die Erstellung eines strukturierten Weiterbildungscurriculums verpflichtend.

In Deutschland orientiert sich die Vergabe der Weiterbildungsermächtigung an der medizinischen Qualifikation der/s zur Weiterbildung befugten Ärztin bzw. Arztes an einer zugelassenen Weiterbildungsstätte. Dabei sind jedoch weder die Überprüfung vorhanderer didaktisch-pädagogischer Qualifikationen noch die fortlaufende Evaluation durch die Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung vorgesehen.

Im Idealfall sollte die/der zur Weiterbildung befugte Ärztin bzw. Arzt über methodisch-didaktisches Wissen in der Vermittlung von chirurgischen Fertigkeiten verfügen, moderne Managementmethoden (Personalmanagement, Organisationsmanagement, Konfliktmanagement) beherrschen, eine gewisse wissenschaftliche Reputation besitzen, klare Vorstellungen von einer curricularen Ausbildungs- und Weiterbildungsstruktur haben, kritikfähig sein, eine ausreichende operative Erfahrung (am Ende ihrer/seiner eigenen Lernkurve) besitzen und eine Vorbildwirkung haben.

Nachfragen und testen

Erkundige Dich bei anderen Assistenzärzten der Klinik nach der Situation an der jeweiligen Weiterbildungsstätte oder nimm Hospitationsangebote war.