Lust, Talent und Wille

Wenn Du die meisten der folgenden motorischen und persönlichen Eigenschaften mitbringst, bist Du ein klasse Typ … und solltest darüber hinaus dringend in Erwägung ziehen, ChirurgIn zu werden.

Geschick

Die Fähigkeit Knoten machen zu können oder zu Nähen sind praktisch, aber nicht allesentscheidend. Intelligenz, Gewissenhaftigkeit, Kreativität, Mut und Ausdauer im Auftrag Deiner Patienten wiegen viel schwerer als die kleinen Unterschiede in der Geschicklichkeit unter den meisten Medizinstudierenden.

Reflexionsvermögen

Ein guter Chirurg bzw. eine gute Chirurgin zu werden ist ein lebenslanger Prozess. Die kritische Reflexion der Ergebnisse Deiner Entscheidungen und Handlungen sowie der Vergleich und Austausch mit Deinen Kollegen sind Grundlage für die Ausprägung der wichtigsten chirurgischen Tugend, dem präzisen chirurgischen Urteil. Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Tuns einzuschätzen, bevor Du das Messer zur Hand nimmst, fordert den ganzen Chirurgen, eine hohe Kultur der Selbstreflexion sowie Demut vor dem Kranken und der Biologie des Menschen.

Freundlichkeit

Auch Freundlichkeit gehört zum Selbstverständnis von ChirurgInnen. Deine Patienten, Kollegen und das Pflegepersonal verdienen Deinen Respekt und Dein Mitgefühl.

Stabilität

Allerdings kann nicht jeder Medizinstudierende ChirurgIn werden – eine stabile mentale und physische Gesundheit ist schon notwendig. Du solltest mit Freude an die Arbeit im OP denken und die konkrete körperliche Arbeit für Deine Patienten schätzen.

Flexibilität

Und Du solltest flexibel sein. Ein Chirurgentag ist selten planbar – Du musst Unvorhersehbarkeit als Herausforderung annehmen und Dein soziales Umfeld zum Teil daran anpassen. Im OP bist Du die „letzte Instanz“, da spielen Arbeitszeit und Schichtsystem erst wieder eine Rolle, wenn der Eingriff erfolgreich beendet ist. ChirurgIn zu sein bedeutet auch, sich in einer Führungsrolle mit Verantwortung fürs Team wohl zu fühlen. Ein Team zu motivieren und zu besten Leistungen zu führen sind Fertigkeiten, die Du im chirurgischen Trainingsprogramm erlernen kannst.

Verantwortung

Am wichtigsten ist aber, dass ChirurgInnen in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen. Es gilt, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln, auch schwierige Fälle im Team zu diskutieren, um daraus für die Zukunft zu lernen und Fehler zu vermeiden. Oft muss ein Chirurg/eine ChirurgIn schnelle Entscheidungen bei unvollständiger Datenlage treffen und seiner/ihrer Erfahrung und Intuition vertrauen.

Geduld

Keine Karriere verläuft geradlinig. Es gibt immer wieder Höhen und Tiefen, sogar Rückschläge dürfen Dich nicht entmutigen. Nicht jede Operation verläuft gleich erfolgreich. Fehler passieren. Auch in der Chirurgie gilt in der Ruhe liegt die Kraft. Deine Aus- und Weiterbildung benötigt Zeit, ein Leben lang. Nimm Dir diese Zeit auch zum Wohle Deiner PatientInnen.